Wie hoch die Akzeptanz für LGBTIQ* ist, ist von Land zu Land unterschiedlich. Doch was tun, wenn das Traumland für den Schüleraustausch oder das Freiwilligenprogramm für seine Toleranz nicht unbedingt bekannt ist? Hier kann QueerTausch helfen, eine Organisation innerhalb der Jugendaustauschorganisation „AFS Interkulturelle Begegnungen e.V.“ Sie hilft Jugendlichen und Gastfamilien, damit der Austausch gelingt. Wie das funktioniert, erklärt Flo von Queertausch.
Warum braucht es eine Organisation wie QueerTausch?
Wir finden, Jugendliche und junge Erwachsene sollten ohne Einschränkung Dinge tun können, die ihnen wichtig sind. Dazu gehört auch der interkulturelle Austausch, egal ob Schüleraustausch oder Freiwilligendienst. Deshalb haben wir QueerTausch 2010 gegründet. Queere Menschen gehören zum Teil der deutschen Lebensrealität, das wollen wir in unseren Austauschprogrammen zeigen – egal ob wir junge Menschen ins Ausland entsenden oder ob deutsche Gastfamilien queere Jugendliche aus der ganzen Welt bei sich aufnehmen.
Wie seid ihr organisiert?
Im Kern sind wir etwa 20 Ehrenamtliche, die aktiv mitarbeiten. Jeder hat seine Aufgabe. Die Wichtigste ist sicherlich die Beratung und Betreuung von Jugendlichen und Gastfamilien im Austausch. Daneben haben wir Spezialisten für die Finanzen, für unseren Social Media Auftritt, Öffentlichkeitsarbeit und Seminare beziehungsweise Weiterbildungen.
An wen richtet sich eure Arbeit?
Unsere Zielgruppen sind Gastschüler*innen und Freiwillige (im Aufnahme- und Entsendeprogramm), die Gastfamilien (Regenbogen und heterosexuell), ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter*innen von AFS.
Mit welchen Fragen und Themen kann man sich an euch wenden?
Wir beraten bei allen Fragen rund um sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität im Kontext des internationalen Jugendaustauschs. Die Spanne reicht von „Kann ich ausreisen und wohin?“ bis “Ist es möglich, dass ich in eine Regenbogengastfamilie komme?“. Wir helfen auch dann, wenn es während des Austausches Probleme gibt und unterstützen Jugendliche, die sich ihrer queeren Identität erst während oder nach dem Austausch bewusst werden. Daneben beraten wir auch Organisationen, die Fragen zu queeren Themen im interkulturellen Kontext haben.
Wie könnt ihr helfen?
Wir stehen im persönlichem Kontakt zu Jugendlichen, Familien und Organisationen. Für sie haben wir Infomaterial und pädagogische Begleitmaterialien rund um LGBTQ* Themen entwickelt. Durch das große AFS Netzwerk können wir bei länderspezifischen Fragen und Problemen den Kontakt zu einer individuellen Beratung vermitteln.
Worauf sollten queere Jugendliche achten, wenn sie sich für einen Austausch interessieren?
Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass der Umgang mit sexueller Identität und Sexualität im Gastland ganz anders sein kann als in Deutschland. Bei der Wahl des Gastlandes spielt natürlich auch eine Rolle, welchen Stellenwert die eigene Identität für den persönlichen Alltag hat und wie offen die jeweilige Person damit umgehen möchte. Vor allem Trans* Jugendliche sollten sich über die Zugänglichkeit von Hormonen im Ausland informieren und je nach Status der Transition den Verlauf mit der*m Ärztin*Arzt um planen. Ebenso sollten sich Jugendliche vorab darüber Gedanken machen, ob sie in einer Regenbogengastfamilie untergebracht werden wollen oder nicht.
Gibt es Länder, die ihr für einen Austausch nicht empfehlen würdet?
Wir können nicht pauschal beurteilen, wie hoch oder niedrig die Akzeptanz für LGBTQ* in den Ländern ist. Uns ist bewusst, dass in manchen Ländern die gesetzliche Grundlage diskriminierend gegenüber (Teilen) der Queer-Community ist. Da dies eine offizielle Aussage des Landes über sich ist, haben wir die Gesetzeslage in unsere Länderauswahlbögen der Freiwilligendienste integriert, die die Teilnehmenden ausfüllen müssen. Dies ist mit einem Ampelfarbensystem entsprechend der aktuellen Karte von ILGA (The International Lesbian, Gay, Trans Association, gibt regelmäßig eine Karte heraus, die die internationale Gesetzeslage für LGBTIQ* zeigt – Anm. d. R.) nachempfunden. Falls Fragen zur sozialen Akzeptanz aufkommen, greifen wir auf das Netzwerk an Zurückgekehrten zu und vermitteln eine eine individuelle Beratung. Wir möchten kein Land aufgrund von Pauschalaussagen über soziale Akzeptanz und Umstände in ein falsches Licht rücken. Außerdem ist jede Austauscherfahrung individuell und kann sowohl negative als auch positive Erfahrungen beinhalten – je nachdem wie die Teilnehmenden mit ihrer Sexualität oder sexuellen Identität umgehen.
Kontakt: Wer mehr über Queeraustausch wissen möchte, findet Infos unter www.queertausch.de oder direkt per E-Mail an kontakt@queertausch.de. Alle Mails werden vertraulich behandelt.